ATLAS. How To Carry The World On One's Back?

Datum: 
6. Mai 2011 - 19:00

ATLAS. How To Carry The World On One's Back?
In Kooperation mit dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid und der Sammlung Falckenberg, Hamburg
Ausstellung: 07.05.–07.08.2011, ZKM | Museum für Neue Kunst
Eröffnung: 06.05.2011 

Wie arbeiten bestimmte Künstler? Wie entwickeln Sie ihre Ideen? Diesen Fragen geht die Ausstellung ATLAS. How to Carry the World on One's Back? im ZKM | Museum für Neue Kunst auf den Grund. Die interdisziplinäre Ausstellung spannt, ausgehend vom Bilderatlas »Mnemosyne« von Aby Warburg, den Bogen quer durch das 20. bis ins 21. Jahrhundert. Nicht das vollendete Werk, sondern die Arbeitsfläche und Inspirationsquellen stehen im Vordergrund der Ausstellung, die kreative Prozesse offen legen will.

Die Ausstellung formuliert die Frage, wie die Arbeit des Künstlers aus der Perspektive einer authentischen Methode zu sehen ist. Wie können wir die Welt betrachten, ohne dem Standard unseres Wissens zu folgen? Dementsprechend ist das Konzept von ATLAS nicht darauf angelegt, »Meisterwerke« zu versammeln. Im Vordergrund steht die Aufgabe, Quellen aufzuzeigen, aus denen Künstler schöpften und damit diverse künstlerische Vorgehensweisen nachvollziehbar zu machen. Daher werden nicht Paul Klees Aquarelle zu sehen sein, sondern u. a. sein bescheidenes Herbarium und die durch dieses angeregten graphischen und theoretischen Ideen. Nicht Josef Albers' Quadrate werden präsentiert, sondern sein Fotoalbum mit Aufnahmen präkolumbianischer Bauten.

Der »Mnemosyne«-Atlas ist eine zwischen 1924 und 1929 zusammengestellte und unvollendet gebliebene Bildersammlung. Sie zeigt, dass der Kunsttheoretiker Aby Warburg (1866-1929) scheinbar die gleiche Leidenschaft für visuelle Anschauung hegte, wie die Künstler seiner Zeit. Das macht ihn zu einem Zeitgenossen von Künstlern der Avantgarde (Kurt Schwitters, Laszlo Moholy-Nagy), von Fotografen, die im dokumentarischen Stil arbeiteten (August Sander, Karl Blossfeldt), von avantgardistischen Filmemachern (Jean Painlevé) wie auch von Schriftstellern, die sich einer literarischen Montagetechnik bedienten (Benjamin Fondane) sowie von Dichtern und Künstlern des Surrealismus (Georges Bataille, Man Ray).

Atlas, der in der griechischen Mythologie den Göttern des Olymps ihre Macht streitig machte und sich auf die Seite der Menschen stellte, gilt als Ahnherr der Astronomen und Geographen. Zugleich steht der Begriff »Atlas« für sichtbare Formen von Wissen: sei es die Zusammenstellung geographischer Pläne zu einem geschlossenen Kartenwerk, oder eine Sammlung von Bildern, die auf systematische oder problematische Weise eine Fülle von Dingen veranschaulichen will.

Wenn der Atlas als ein fortwährendes Arbeiten an einer Neuzusammensetzung der Welt erscheint, so liegt dies zuallererst daran, dass die Welt selbst unablässig auseinander fällt. Die Montage der Bilder stellt ein zentrales künstlerisches Mittel dar, um die Geschichte im Vollzug ihres Geschehens zu verfolgen und sie letztlich auseinander zu nehmen, um auf diesem Wege alternative Modelle zu entwerfen.

Kurator: Georges Didi-Huberman

Beteiligte KünstlerInnen:
Francesc Abad, Ignasi Abballí, James Agee, Vyacheslav Akhunov, Josef Albers, Alighiero e Boetti, Louis Aragon, Hans Arp, John Baldessari, Georges Bataille, Bernd und Hilla Becher, Ernst Benkard, Marc Bloch, Barbara Bloom, Karl Bloss-feldt, Erwin Blumenfeld, Christian Boltanski, Jorge Luis Borges, Brassaï, George Brecht, André Breton, Marcel Broodthaers, Stanley Brouwn, Jacob Burckhardt, Victor Burgin, James Coleman, Pascal Convert, DADACO, Michel Leiris, Salvador Dalí, Moyra Davey, Tacita Dean, Guy Debord, El Lissitzky, Max Ernst, Walker Evans, Harun Farocki, Hans-Peter Feldmann, Robert Filliou, Fischli und Weiss, Alain Fleischer, Benjamin Fon-dane, Alberto Giacometti, Jean-Luc Godard, Francesco de Goya, Ernst Haeckel, Raymond Hains, Susan Hiller, Roni Horn, Douglas Huebler, Charles-Édouard Jeanneret, Mike Kelley, Paul Klee, John Latham, Zoe Leonard, Sol LeWitt, El Lissitzky, Ghérasim Luca, Piero Manzoni, Étienne-Jules Marey, Ernesto de Martino, Gordon Matta-Clark, Henri Michaux, Laszlo Moholy-Nagy, Matt Mullican, Bruce Nauman, Dennis Oppenheim, Ulrike Öttinger, Amédée Ozenfant, Jean Painlevé, Guiseppe Penone, Sigmar Polke, Walid Raad (The Atlas Group), Robert Rauschenberg, Man Ray, Gerhard Richter, Arthur Rimbaud, Pedro G. Romero, Charles Ross, Dieter Roth, Thomas Ruff, August Sander, Meyer Schapiro, Stefan Themerson, Rosemarie Trockel, Isidoro Valcárcel Medina, Karl Valentin, Marc Vaux, Jacques Villeglé, Simon Wachsmuth, Franz Erhard Walther, Aby Warburg, Christopher Williams

In Kooperation mit dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid und der Sammlung Falckenberg, Hamburg

Publikation:
Zur Ausstellung liegt ein Katalog in englischer Sprache vor, der im ZKM | Museumshop zum Vorzugspreis von € 39,00 erhältlich ist: Georges Didi-Huberman (Hg.), Atlas. How to Carry the World on One's Back?, Madrid 2010, 421 S., überwiegend. Ill., ISBN: 978-84-8026-429-7; 978-84-92441-32-7, € 45,00.