Die Einsamkeit des Projekts
Seit Jahren ist das Verfassen von Projektanträgen zur Hauptaufgabe vieler Menschen im Bereich der Wissenschaft und Kultur geworden.
"... Planlosigkeit unterwirft einen unweigerlich dem allgemeinen Weltgeschehen, dem allgemeinen Weltschicksal und zwingt einen dadurch zur ständigen Kommunikation mit seiner Umgebung. [...] der Alltag, wenn er einfach planlos vor sich hin verläuft, verbindet einen mit den anderen Menschen im gleichen Rhythmus der Arbeit und Erholung. Wer unter diesen alltäglichen Bedingungen nicht bereit ist, mit seinen Mitmenschen jederzeit zu kommunizieren, gilt bekanntlich als schwierig, asozial und unfreundlich und wird gesellschaftlich verurteilt.
Die Situation ändert sich aber vollständig, wenn jemand ein gesellschaftlich sanktioniertes, individuelles Projekt als Grund seiner Einsamkeit, seines Verzichts auf jede Art Kommunikation vorweisen kann. Wer ein Projekt zu erfüllen hat, steht bekanntlich unter Zeitdruck und hat keine Zeit für alles Übrige. ..."
(Boris Groys)